Geschichte

1976

Kreide Weltweit

1900

1978

Schwebefähre überquert

Bergbau-Maschinen
Geschichte Und Werdegang
Die kleine Stadt Hemmoor entstand 1968 aus ehemals sechs selbstständigen Gemeinden: Alt-Hemmoor, Basbeck, Heeßel, Hemm, Warstade und Westersode. In Folge wurden der Gemeinde Hemmoor am 1. Oktober 1982 die Stadtrechte verliehen. Partnerstädte sind Couhé in Frankreich, Swaffham in England und Rüdersdorf bei Berlin. Hemmoor mit seinen etwa 9000 Einwohnern ist zwischen Stade und Cuxhaven gelegen und gilt als Mittelzentrum am westlichen Ufer der Oste im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven.
Verbindungen mit der Welt hat die kleine Samtgemeinde über den Hafen Schwarzenhütten zur Elbe und weiter in die Nordsee, sowie über den Nord-Ostsee-Kanal bis hin zum Baltischen Meer. Historisch bekannt wurde Hemmoor als Fundstätte von etlichen Messinggefäßen mit Tierfriesen aus dem 2. Jahrhundert (n. Chr.). Archäologen ist die Region wegen einem Relikt aus römischer Kaiserzeit (Hemmoorer Eimer) bekannt.
Noch viel älter sind die sogenannten Hemmoorer- Kugeln. Sie entstanden vor 17 Millionen Jahren aus sand- und kalkhaltigen Ablagerungen am Meeresboden. Während der Eiszeit wurden sie durch Schmelzwasser zu Kugeln geschliffen. In einigen wurden Spuren von bis zu 300 Tierarten nachgewiesen, und einige dieser Kugeln fanden sich ebenfalls in der ehemaligen Kreidegrube von Hemmoor. Diese Artefakte lassen sich heute noch im Steingarten Lamstedt bestaunen.

Geschichte Und Werdegang
Der Kreidesee im Stadtteil Warstade ist das Resultat von 117 Jahren Zementproduktion. Die Stader Kaufleute J. H. Hagenah und A. Schultz erwarben 1862 brachliegendes Land und errichteten eine Kalk- und Ziegelbrennerei auf dem Gelände. Zusätzlich errichte Hagenah auf dem Gelände eine kleine Zementfabrik, die im Tagebau Rohmaterial förderte, für den steigenden Zementbedarf des aufk ommenden Industriezeitalters.
Zur Herstellung von Zement werden Kreide, Ton und Kohle benötigt, und in der Region von Hemmoor trat eine solche Ader von »Schreibkreide« an die Oberfl äche. Eine der weltgrößten Zementfabriken enstand mit der Gründung der Aktiengesellschaft »Portland Cementfabrik Hemmoor«, deren Zement nach Angaben von Zeitzeugen sogar für den Sockel der New Yorker Freiheitsstatue geliefert wurde. Der zur Herstellung notwendige Ton kam vom Westerberg aus Lamstedt, die Kohle für die Brennöfen kam auf Segel- und später auf Dampfschiff en, vorzugsweise aus Norwegen und Südafrika, wo sie in Hamburg auf Schuten für den Weitertransport auf der Oste in mühseliger Handarbeit verladen wurde. Die Kohle aus dem nahe gelegenen Ruhrgebiet war zu hochwertig und zu teuer, um sie für die Zementproduktion zu verschwenden. Über die werkseigene Schmalspurbahn wurde das Material letztlich vom Ostehafen im Ortsteil Schwarzenhütten zum Werk befördert. Die Bahn wie auch die Schuten transportierten auf ihrem Rückweg den begehrten Zement – anfänglich in Fässern und später in Säcken abgepackt. Die Zementfabrik war zu ihrer Blütezeit mit etwa 2000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der sonst wirtschaft lich eher schwachen Region.
In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts übernahm die »Alsen’sche Portland Cementfabrik« das Werk und somit das Loch in der Norddeutschen Tiefebene, das 1981 mit über 60 Hektar Fläche und einer Tiefe von fast 120 Metern extreme Ausmaße angenommen hatte (1,2 x 0,5 km).
1983 kam dann das wirtschaft liche Aus, da die Grube immer tiefer und die Förderung immerteurer wurde. Auch das ständig nachdrückende Grundwasser bereitete Probleme. Zudem war die nahe Bundestraße ein weiteres Sicherheitsrisiko. Obwohl das Werk noch bis 1982 mit Kreide aus Itzehoe Zement produzierte, wurde die örtliche Kreideförderung schon 1976 stillgelegt und die Grundwasser-Pumpen wurden abgeschaltet, da die Trennung der vor Ort geförderten Kreide von den Feuersteinen zu kostspielig war. Ein Teil der Grube wurde mit Oberflächensand (Abraum) und Steinen wieder aufgefüllt. Trotz schnell steigendem Wasserspiegel dauerte es sechs Jahre bis der Kreidesee sein heutiges Niveau erreichte.
Das Zementwerk wurde am 31. Dezember 1983 stillgelegt, und im Mai 1985 wurde mit den Abbrucharbeiten begonnen. Nach dem kompletten Abbruch der Fabrik wurde nur der Bereich der Grube entlang der B73 verfüllt, um die Uferzonen zu stabilisieren. Hier befindet sich heute der Schotterweg zum Einstieg 5. Dem Tagebau verdanken Taucher heute einen einmaligen See, mit 33 Hektar Fläche und immerhin noch 60 Metern Tiefe der dritttiefste in Norddeutschland. Das leicht basische Wasser mit wenig Plankton beschert in Schönwetterperioden beachtliche Unterwasser-Sichtweiten.
Mitte der 80er Jahre entdeckten die ersten Sporttaucher den See, der schon damals mit einer eindrucksvollen Süßwasserflora und -fauna überraschte. Anfänglich waren es DLRG-Taucher, allen voran Holger Schmoldt und Ulf König, die das tiefe Gewässer erkundeten und als Erste kartierten. Weitere Besucher folgten. Wer kam, quälte sich, zum Teil nur durch ein Seil gesichert, die steilen Böschungen hinunter. Eine tauchergemäße Infrastruktur gab es nicht. Wildes Campen am See war angesagt – egal zu welcher Jahreszeit – und überall tuckerten Kompressoren.
In diesen Jahren präsentierte sich die Umgebung des Gewässers (mit Ausnahme des HGF-Gebäudes, das noch lange Zeit die Verwaltung des Zementwerks beherbergte) als Industriebrache; eher kahl und abweisend. Wenn da nicht eben dieser einmalige See gewesen wäre ...